Ansprache zur Kantate von Dietrich Buxtehude am 16.12.2021
Dietrich Buxtehude wurde zwar um 1637 vermutlich in Helsingborg geboren, gilt aber trotzdem als einer der wichtigsten deutschen Barockkomponisten. Er arbeitete als Organist zunächst in Dänemark, später in Lübeck, wo er auch längere Zeit von Bach besucht wurde. Er war ein großes musikalisches Vorbild für Bach, der sogar einen Fußweg von 400 Kilometer zurücklegte um Buxtehude zu treffen. Unter anderem stammen über 100 Kantaten und zirka 90 Orgelwerke aus der Feder Buxtehudes.
Das neugeborene Kindelein Dietrich Buxtehude ist eine wunderschöne barocke Weihnachtskantate im barocken Kompositionsstil. Zugrunde liegt ein Text von Cyriakus Schneegaß. Anders als in sogenannten Choralkantaten, musste der Komponist sich bei dieser Kantate nicht an eine vorgegebene Melodie halten. Auf diese Weise ist es Buxtehude gelungen, eine sehr festlich klingende farbenfrohe Kantate zu komponieren, deren musikalische Sprache sich eng an dem jeweiligen Text der Strophen hält.
Wir müssen der Sprache und den Aussagen der Kantate mit all unseren Sinnen nachspüren. Schöne Bilder werden uns vor Augen gemalt: ein neugeborenes Kind, ein Herz das liebt, Engel, die in den Lüften singen. Wir erfahren von einem Gott, der in uns in seinem Sohn Jesu versöhnt und unser Freund ist; er bringt das Jubeljahr – den Neuanfang; es wird gesungen und Leid wird gewendet. Es ist ein Weg der Freude, trotz Teufel, Welt und Höllenpfort!
Das ist ja nun nicht lediglich eine nette Aufzählung von erdachtem oder erträumten Gedankengut. Auch wenn alles im barocken Stil herüberkommt ist es eine Wahrheit, nein die Wahrheit. Gott ist Mensch geworden, in einem Kind. Mächtiger als Herodes – Windel wirkmächtiger als Waffenrüstung.
Wir haben es in den letzten Tagen gefeiert: dass uns erschienen ist die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes unseres Heilandes, dass derjenige gekommen ist, der am Anfange der Zeit verheißen war und auf den die Jahrtausende gewartet haben. Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finsteren Lande, scheint es hell.
Du weckst lauten Jubel, du machst groß die Freude. Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrlichkeit ist auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede- Fürst; auf das seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende.
Und wo unsere Kantate von der auserwählten Christenschar spricht, sollten wir uns vergegenwärtigen wer alles dazu gehört. Die, die am Anfang der Geburt nach Bethlehem gekommen sind, geben darüber eine erste Auskunft: einfache, aber herzensgute Hirten. Hochangesehene Könige oder Weise aus einem fernen Land. Da sind frohe Eltern und zugleich besorgte Menschen: wie soll es weitergehen in dieser Welt.
Und wenn du dich auch auf den Weg zur Krippe des Herzens gemacht hast, dann bist du auch einer bzw. eine die in das Lob der auserwählten Christenschar einstimmen kann. Es ist faszinierend, dass schon direkt bei der Geburt von Jesus klar wird, dass es keine Beschränkungen gibt, keine Einlassregeln. Denn zu ihm kann ich kommen wie ich bin. Das ist in wenigen Worten die Stimmungslage der Kantate: „Ist Gott versöhnt und unser Freund, was kann uns tun der arge Feind?“
Schade, aber allzu menschlich, dass wir uns diese Gewissheit oftmals aus der Hand nehmen lassen. Wir müssen und immer wieder neu in das Licht der Liebe stellen, an die Krippe, um zu hören:
Dir ist der Heiland geboren.
„Du kannst mir alles bringen, was in deinem Leben zerbricht. Ich will es heil machen.“
Dir ist der Heiland geboren
„um dir zu verzeihen, um dich an die Hand zu nehmen und dir den Weg zu zeigen.
In der Gewissheit dieses Heils können wir nun fröhlich unsere Straße weiterziehen, wie der Kämmerer aus Äthiopien, als er auf der Straße Richtung Gaza seinen Heiland gefunden und erkannt hatte. Ehe wir aber weiter ziehen in das neue Jahr hinein, erinnern wir uns noch einmal, wem wir die empfangene Gnade, dass erschienene Heil, verdanken.
Moses hat die Kinder Israels von der Knechtschaft der Ägypter befreit, Josua hat sie in das gelobte Land geführt, Gideon hat sie aus der Hand der Midianiter errettet. Aber mehr konnten diese Helden für sie nicht tun, sie waren Kämpfer und Retter auf Zeit, nur Schatten und Vorbilder der geistlichen Erlösung.
Vater und Mutter haben lieben uns und würden alles für uns tun und ihr Leben riskieren. Mancher Freund ist treu, und wir können uns auf seine Treue verlassen; er teilt sein Herz mit uns; aber mehr kann er für uns nicht tun.
Und da sind auch die Engel. In der Kantate heißt es: „Des freuen sich die Engelein, die gerne um und bei uns sein und singen in den Lüften frei, dass Gott mit uns versöhnet sei.“
Die Engel sind mächtige Geister; sie stehen vor dem Throne Gottes, diese starten Helden, und richten seine Befehle aus; sie sind die Freunde der Menschen und meinen es gut mit uns; sie sind dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit; sie freuen sich über uns, wenn wir umkehren zu Gott, sie behüten uns auf unseren Wegen. Aber mehr können sie nicht für uns tun.
Unser krankes Herz heilen, von der Sünde uns erlösen, aus dem Tode uns erretten, den Himmel uns öffnen: das kann kein Mensch und kein Engel. Das hat Gott getan!
Und das macht er nicht aus Distanz. Er kommt uns dabei so nah wie es nur geht.
Da ist Er uns nähergetreten, da hat Er uns Sein Herz geöffnet, da hat er sich selbst uns mitgeteilt. „Als die Zeit erfüllet war, sandte Gott Seinen Sohn, dass wir die Kindschaft empfingen. “ „Also hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an Ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben; denn Gott hat Seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch Ihn selig werde.“
In Jesus hat Er uns selbst besucht, hat Er sich mit uns befreundet, ist Er unser Bruder geworden.
Um in der Zielrichtung der Kantate zu bleiben: „Du bringst das rechte Jubeljahr. Was trauern wir dann immerdar? Frisch auf, es ist jetzt Singens Zeit: Herr Jesu, du wendst unser Leid.“
Einen gnädigen Gott nehmen wir mit in das neue Jahr hinein, das ist unser Trost. Wir wissen, wem wir die Weihnachtsgnade verdanken.
Amen
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